Vom Gottmenschentum zum neuen Menschen. Subjekt und Religiösität im russischen Film der zwanziger Jahre

Jörg Bochow



Author:
Title:Vom Gottmenschentum zum neuen Menschen. Subjekt und Religiösität im russischen Film der zwanziger Jahre
Place:Trier
Publisher:WVT
Year:1997
Series:Filmgeschichte international Nr. 3
Pages:208
ISBN:3-88476-258-3

Publisher's Description
Was zunächst paradox erscheint, die sich streng materialistisch gebende Kunst der zwanziger Jahre nach religiösen Mustern und Strukturen zu untersuchen und ihr Menschen-Bild im Bezug zu religiös-philosophischen Konzepten der russischen Intelligenz, vor allem der symbolistischen Bewegung, zu betrachten, kann einen völlig neuen Blick auf den "Russen-Film" und seine Geschichte ergeben. Denn die Filme und Konzepte der russisch-sowjetischen Filmavantgarde sind nicht einfach das, wofür sie sich ausgeben.

Was haben Dziga Vertovs Bild-Extasen und die religiösen Symbolstrukturen seiner Filme mit der behaupteten aufklärerischen Weltsicht gemeinsam? Wieso dient ausgerechnet das von Delsarte, Dalcroze und der Philosophie Solovëvs geprägte Bild vom 'Ausdrucks-Menschen' des Fürsten Volkonskij als Basis von Kulešovs neuem Darsteller-Menschen? Was bringt Dovenko dazu, seine Verherrlichung des neuen, sozialistischen Lebens der Dorfgemeinschaft in einer naturmythischen wie christlichen Bild-Sprache zu formulieren?

Jörg Bochows kulturhistorische Analyse des russisch-sowjetischen Films geht diesen Fragen anhand der Konzepte und Filme von Kulešov, Vertov und Dovzenko nach und zeitigt dabei überraschende Einblicke und Befunde, die einseitige filmhistorische Bewertungen revidieren.